Der Coup von Berlin by Wladimir Kusnezow

Der Coup von Berlin by Wladimir Kusnezow

Autor:Wladimir Kusnezow [Kusnezow, Wladimir]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: History, Europe, Germany, Foreign Languages, German, Austria & Hungary
Amazon: B00B1TLZOY
veröffentlicht: 2013-01-15T00:00:00+00:00


Das vergnügliche Hofleben in der Festung Spandau

Als der Hof nach Spandau floh, blieb Karoline, die Erbprinzessin von Darmstadt, demonstrativ in Berlin. Sie tat es, um den Männern, die ihren König und die bedrohte Hauptstadt feige im Stich ließen, zu zeigen, „daß es noch Treue und Anhänglichkeit gäbe“.

Preußen war keine flüchtige Episode im Leben der selbsternannten „Preußin bis ins Grab“. Hier lebte Karoline über ein Jahrzehnt lang. Auch nach der Rückkehr in die Heimat riss ihre Verbundenheit mit dem Land nicht ab. Ihre Nachkommenschaft, fünf Töchter und drei Söhne, pflegte sie als „brandenburgische Erzeugnisse“ zu bezeichnen. Denn die meisten ihrer Kinder kamen in Prenzlau, damals Standort des 12.Infanterieregiments, zur Welt. Das Regiment wurde von ihrem Mann, dem späteren Landgrafen von Hessen-Darmstadt Ludwig IX., damals ein preußischer Generalleutnant, kommandiert.

Groß, „nicht gerade schön“, bestach sie durch viel Geist, Charakter und Anstand. Ihr Gatte passte nicht zu ihr. Ein schrecklicher Pedant und Hypochonder, quälte er seine Mitmenschen mit der unendlichen Geschichte sämtlicher Leiden und Anfälle, die er seit frühester Jugend hatte.

Seine ewige Nörgelei entfloh Karoline durch die Reisen nach Berlin, Rheinsberg und Oranienburg. Hier freundete sie sich mit den preußischen Prinzen und Prinzessinnen an, am engsten mit der Prinzessin Amalie, der jüngsten Schwester Friedrichs des Großen, der von allen Geschwistern die größte Ähnlichkeit mit dem königlichen Bruder nachgesagt wurde. Nachdem die Kinder in die Heimat geschickt worden waren, zog sie 1756 selbst nach Berlin um.

Zu jener Zeit entflammte ein regelrechter Briefkrieg zwischen ihr und ihrem Schwiegervater, einem eifrigen Verbündeten Österreichs. Dieser verlangte, dass sein Sohn angesichts des drohenden Krieges den preußischen Dienst quittiert. Karoline, die sich voll und ganz mit der Sache Friedrichs identifizierte, kämpfte dagegen und verlor. Zu ihrer Empörung verzichtete ihr Ehemann auf den Lorbeer des Feldherren. Aus Angst um die Besitztümer in Frankreich leistete er der Aufforderung des Vaters Folge. Auch das ehemalige Regiment des Gatten hatte sich zu Beginn des Krieges nicht gerade mit Ruhm bekleckert – es wurde bei Prag geworfen. Sein Unglück vertiefte Karolines Frustration. Der Überfall der Österreicher lieferte ihr endlich den erwünschten Vorwand, der Enttäuschung über die Feigheit ihres Gemahls Luft zu machen.

Während Karoline ihre Verachtung der Gefahr in Berlin stolz zur Schau trug, befanden sich die mit ihr befreundeten Prinzessinnen Amalie und Heinrich auf dem Weg in Sicherheit nach Spandau. Für die Nachwelt erwies sich die Trennung der Freundinnen als ein wahrer Glücksfall. In den dunklen Zeiten vor der Handy-Erfindung blieb den redseligen Damen nichts weiter übrig, als sich im Verfassen von langen Episteln zu üben. Genau das taten die Freundinnen nun, zumal die Ereignisse dieses denkwürdigen Tages einen spannenden Anlass dazu boten. Kaum hatten sie sich verabschiedet, setzte ein reger Briefwechsel zwischen ihnen ein. Allein die Prinzessin Amalie verschickte schon am 16.Oktober drei Briefe – die Gardeoffiziere riskierten Leib und Leben, um sie nach Berlin zu bringen und mit der Antwort rasch zurückzukehren. Der Schreibwut der Prinzessinnen verdanken wir die minuziöse Darstellung des Hoflebens in Spandau.

Die ersten Briefe aus der Festung sind vom Selbstmitleid der unschuldigen Festungsinsassen erfüllt:

„Von allen Missethätern und Staatsgefangenen sind wir umringt, das ist jetzt unsere Leibwache.



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